Auto Occasion

Die Corona-Krise ist nicht an allem schuld, aber sie beeinflusst den Handel mit Neu- und Occasionswagen nach wie vor sehr stark.

 

René Mitteregger
Datenspezialist bei der auto-i-dat ag

Die nach wie vor bestehende Verknappung bei den Neuwagen hat immer grössere Auswirkungen auf den Occasionshandel.

Der Personenwagenbestand in der Schweiz liegt Mitte 2020 tiefer als noch vor einem Jahr – wie ist das zu erklären?
René Mitteregger: Das Bundesamt für Strassen hat von 2019 auf 2020 einige «Altlasten» aus den Daten entfernt und dadurch den Bestand auf den zurzeit tatsächlichen Bestand korrigiert. Diese Korrektur hatte übrigens nicht nur Auswirkungen auf die Bestandeszahlen, sondern auch auf das durchschnittliche Alter der Fahrzeuge: Wenn viele sehr alte Fahrzeuge rausfallen sinkt es.

Spielt die Corona-Krise dabei irgendeine Rolle?
Nein, für einmal nicht (lacht).

Was erwarten Sie für eine Entwicklung bei den Neuzulassungen für 2021 – mindestens für das erste halbe Jahr?
Der Neuwagenverkauf dürfte sich nur langsam erholen. Einerseits haben von viele potenziellen Neuwagenkunden nun Gebrauchtwagen gekauft, weil ihr Wunschfahrzeug nicht lieferbar war oder sie schlicht zu lange warten mussten. Andererseits ist im Rahmen der Nachwirkungen der Werksstilllegungen noch immer Lieferengpässe zu rechnen. Das heisst, dass Neuwagenkäufer nach wie vor zum Teil noch länger auf ihr bestelltes Fahrzeug warten müssen.

Das wird Auswirkungen auf den Occasionshandel haben. Die schon jetzt angespannte Situation aufgrund des kontinuierlich sinkenden Angebots wird sich weiter zuspitzen?
Auf jeden Fall. Wir haben auf diese Entwicklung übrigens schon sehr früh im laufenden Jahr hingewiesen und die Situation ist bereits heute schon angespannt. Händler wissen zum Teil nicht, woher sie Fahrzeuge bekommen sollen, inzwischen sind nicht nur die Top-Occasionen eine Mangelware, sondern auch solche, die bisher nicht so gut liefen. Nachdem im Neuwagenverkauf die Ziele schon nicht erreicht werden können droht jetzt auch beim Handel mit Occasionen eine grössere Verknappung, was schlimm ist, denn was wollen Sie verkaufen, wenn Sie keine Fahrzeuge haben?

Warum steigt die Zahl der Standtage trotz eines Rekordhandels bei den Occasionen?
Das liegt an den immer knapper werdenden Vorräten an guten Gebrauchtwagen bei den Händlern. Dadurch finden auch bisher weniger beliebte Fahrzeuge mit weniger Ausstattungen einen Käufer. Werden nun zunehmend auch Fahrzeuge verkauft, die länger standen, beeinflusst das die durchschnittlichen Standzeiten.