«Es handelt sich keinesfalls um eine abgespeckte Carosseriespengler-Ausbildung»

Zum ersten Mal starteten diesen Sommer junge Menschen in ihre Ausbildung zum Carrosserie-Reparateur. Ihr Ziel: Im Sommer 2025 ihr EFZ entgegennehmen. Wir haben mit Reto Hehli, Leiter Berufsbildung bei carrosserie suisse, über die neue Ausbildung gesprochen.

Rund 50 Lernende haben im Sommer ihre Ausbildung zum Carrosserie-Reparateur gestartet. Was macht die Ausbildung so besonders?


Reto Hehli: «Die Ausbildung bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Lackiererei und Spenglerei mit besonderen Inhalten. Wichtig ist: Es handelt sich keinesfalls um eine abgespeckte Carrosseriespengler-Ausbildung, wie man das ab und zu in der Branche hört.»

Wie entstand denn die Idee, diese neue Ausbildung anzubieten?

«Wir wollten wieder mehr Personen im Bereich der Lackiererei und uns fehlten mehr und mehr Personen in der Lehre und der Branche allgemein. Dazu kommt, dass wir vermehrt darauf aufmerksam wurden, dass die dreijährige Lehre zunehmend gefragter ist. EBA, also eine zweijährige Ausbildung, war für uns kein Thema, weil es so in der Branche nicht wie gewünscht anerkannt ist. Carrosserieberufe benötigen mit ihrer Komplexität mehr Zeit für eine Ausbildung. Zudem haben wir mit einer dreijährigen Ausbildung auf dem Stand des EFZ die Möglichkeit, dass einige Lehrabgänger dann noch die Ausbildung zum 4-jährigen Carrosseriespengler anschliessen. Diese Ausbildung entstand aus der starken Mitwirkung der Reparaturkommission mit dem Auftrag an die Abteilung Bildung.»

Das heisst, die Branche profitiert von der neuen Ausbildung?

«Genau. Mit diesem Beruf haben wir wieder mehr Fachkräfte in der Branche, da wir andere Personen ansprechen. Es sind Personen, welche vor allem, wie vorgängig erwähnt, die Stärken in einem anderen Bereich haben und eine dreijährige Lehre bevorzugen.»

Die ersten Lernenden haben im Sommer gestartet und nun also noch etwas mehr als zweieinhalb Jahre Ausbildungszeit vor sich. Was erwartet sie noch während ihrer Ausbildung?

«In erster Linie, dass sie an den drei Lernorten nach Bildungsplan ausgebildet werden, dass sie gut aufgenommen werden in die Branche und zudem lernen zu verstehen, wie sie ihre erworbenen Kompetenzen optimal einsetzen. Fachlich ist dies im Bereich der Spenglerei: Teile de- und montieren, Umgang mit Sensoren am Fahrzeug, Umgang mit Diagnosegeräten, kalibrieren, kleinste Ausbeularbeiten, diverse Reparaturtechniken sowie Scheibenersatz- und Reparatur. Im anderen Bereich der Lackierer sind es die Grundbeschichtungen auftragen und bearbeiten wie Grundierung, Spachtelmasse, kitten, Unterbodenschutz und Füllern.»

Ein breites Aufgabenfeld also. Drei Monate der Lehrzeit sind bereits um. Wie sind die Lernenden gestartet?

«Dies ist schwierig zu beantworten nach so kurzer Zeit. Bis anhin haben wir nichts Negatives gehört und das ist doch ein gutes Zeichen. Wie es im Einzelnen in den Betrieben diesbezüglich aussieht, wissen wir nicht. Es wird sich zeigen, aber wir sind positiv gestimmt. Es freut uns, wenn es im nächsten Jahr mehr Betriebe sind, welche ebenfalls Lehrstellen zum Carrosseriereparateur anbieten.»