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Einerseits sieht sich das Autogewerbe mit einer grossen Welle der Digitalisierung konfrontiert, andererseits hat diese schon lange Einzug gehalten. Die auto-i-dat ag zählt zu den Softwareschmieden der ersten Stunde. Ihre Tools sind seit fast 30 Jahren auf dem Markt – «und noch immer fit», wie Geschäftsführer Wolfgang Schinagl erklärt.
Tatjana Kistler, Redaktion
Herr Schinagl, wie werden Sie mit Software dem schnelllebigen digitalen Autogewerbe gerecht?
Wolfgang Schinagl: Wichtig ist, dass die Anforderungen der Kunden und des Markts möglichst schnell umgesetzt werden. Es gilt, gut zuzuhören und die Bedürfnisse schnell umzusetzen. Wir haben die Daten von Anfang an auch als Webservice angeboten – das hat sich ausbezahlt. Generell gilt: Man muss nicht immer das ganze System am Mark anbieten. Die Daten als Kernprodukt sind in vielen Fällen viel wichtiger. Ein schrittweises, aber rasches Vorgehen ist in der digitalen Welt wichtig.
Ihr «Autohandel» gehört zu jenen digitalen Tools, die schon bald zwei Dekaden im Einsatz sind. Wie hält man solch ein Tool über all die Jahre fit?
Wir haben vor fast 30 Jahren komplett neu gestartet und eine möglichst modulare Struktur der Programme und Daten gewählt. Unser System ist so strukturiert, dass die Daten beliebig skaliert werden können. Dem Wachstum sind also keine Grenzen gesetzt. Zudem haben wir vor Jahren angefangen, neue Module und Entwicklungen webbasiert zu entwickeln, um so modulweise auf die neuen Anforderungen reagieren zu können.
Die Digitalisierung verändert die Ansprüche der Kunden. Wie beobachten Sie diese Veränderungen?
Die Treiber der Digitalisierung unserer Branche sind vor allem die Versicherungen, grössere Gruppen, innovative Unternehmer mit guten Ideen. Wir versuchen, diese Ideen und Anforderungen beispielsweise mit Plattformen zu unterstützen. Das heisst, wir bauen digitale Strassen, die Marktteilnehmer miteinander verbinden. Wo nötig reichern wir Daten mit Fahrzeugdaten an. Es ist aber noch ein weiter Weg – die Realität ist noch lange nicht digital. Vieles passiert noch auf Papier: Dieselben Daten werden x-mal in verschiedenen Systemen erfasst.
Digitale Tools helfen, die Effizienz zu steigern. Solche Software zu entwickeln, ist aufwendig. Wie viele Personen sind bei Ihnen an der Entwicklung neuer Tools involviert?
Wir haben zurzeit zehn Datenentwickler und sechs Softwareentwickler im Team. Die Daten werden täglich ergänzt. Die Softwareentwicklung läuft jedoch sehr unterschiedlich ab. Für den komplett integrierten Verkäuferarbeitsplatz von Renault haben wir beispielsweise fünf Jahre gebraucht – nur für die Schnittstellen und neuen Module. Eine ganz neue Entwicklung von Null bis zur Marktreife dauert unter Umständen noch länger. Der Vorteil der heutigen agilen Technologie ist, eine Version möglichst schnell auf den Markt bringen und dann schrittweise weiterentwickeln zu können.
Welche sind die grössten Herausforderungen bei der Entwicklung von Software?
Ganz klar die neuen Technologien zu beherrschen und auf das «richtige Pferd» zu setzen; ein Pferd, das auch in fünf bis zehn Jahren noch einsetzbar ist. Weiter gilt es, die täglich neuen Anforderungen der Kunden so zu priorisieren, dass ein möglichst grosser Kundennutzen erzeugt werden kann. Dank unserem guten Namen, der guten Lage in Zürich und des familiären Umgangs finden wir immer wieder sehr gute Leute für unser Team. In kleinen Unternehmen sind das Wirken und die Resultate sofort ersichtlich. Das wird immer mehr geschätzt.
Inwiefern beziehen Sie Ihre Kunden bei der Entwicklung neuer Produkte ein?
Wir versuchen, möglichst schnell eine erste Version zu bauen und diese mit den Kunden im praktischen Einsatz zu verbessern. Das Feedback unserer Kunden wir täglich überall eingearbeitet, sei das via Support, Kundendienst, Verkauf und nicht zuletzt auch an Messen.
Die Update-Frequenz von Software scheint immer kürzer zu werden. In welchem Rhythmus spielten Sie Updates auf?
Die Daten und webbasierte Systeme werden momentan wöchentlich aktualisiert und online verteilt. Wir überlegen uns aber schon intensiv, dies täglich oder auch in Echtzeit zu machen. Grösserer Softwareversionen bauen wir in der Regel vier- bis sechsmal pro Jahr.
Eine technisch starke Software ist dennoch zum Scheitern verurteilt, wenn sie nicht einfach zu benutzen ist. Wie tragen Sie der Benutzerfreundlichkeit (Usability) Rechnung?
Unser Credo lautet hier: keine Hürden! Die Software muss so einfach und intuitiv zu bedienen sein, dass es möglichst keiner Schulung bedarf. Bei umfangreichen Systemen ist eine Schulung hingegen nötig. Des Weiteren achten wir darauf, dass die Benutzerführung immer nur mit maximal einem Klick funktioniert.
Für Versicherungen sind Lösungen wie Ihr e-Service ein Segen, weil sie alle nötigen Daten strukturiert und in einem Paket bekommen. Ist es vorstellbar, dass Schadensmeldungen dereinst nur noch auf diesem Weg bearbeitet werden?
Ja, ich denke, davon sind wir nicht mehr weit entfernt. Spätestens im 2019 werden alle Versicherungen an e-Service angeschlossen sein. Alle Reparateure sind sich dann nichts mehr Anderes gewohnt, als direkt ab Schadenaufnahme alles digital und online abzuwickeln. Die Versicherungsexperten machen das mit SilverDAT schon lange. Die Versicherungen sind mit Hochdruck daran, die Schadenprozesse neu sowie digital zu strukturieren. Es ist die logische Entwicklung bis zur Front, dass auch das Gewerbe direkt mit e-Service an die Prozesse angebunden wird.
Sie arbeiten seit über einem Jahr an einer umfassenden Garagisten-App. Diese soll helfen, die Kundenbeziehung zu vertiefen. Viele Garagisten haben aber schon über ihre Marke eine App, mit der sie arbeiten müssen. Was unterscheidet Ihre Lösungen?
Wir befinden uns in der sogenannten «Friends and Family»-Testphase mit maximal 30 Garagisten, um im Praxistest wertvolle Rückmeldungen und Ideen zu generieren. Diese App ist nur für den Automobilisten gedacht. Denn im Hintergrund entwickeln wir eine ganz neue Plattform mit dem CRM 2.0, die nahtlos in den «auto-i Autohandel» eingebunden ist. Die App selbst ist sowohl für den Garagisten als auch den Automobilisten markenunabhängig. Sie beinhaltet viele nützliche Funktionen und erlaubt die smarte Kommunikation zwischen dem Garagisten und dem Automobilisten. Alle nötigen Daten werden automatisch verknüpft. Es ist sozusagen die digitale Autobahn zwischen Garagisten und seinen Kunden.
Hinweis: Dieses Interview erschien in der Juli-/August-Ausgabe von AUTOINSIDE, dem monatlichen Verbandsfachmagazin des Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS). Wir dürfen es mit freundlicher Genehmigung der Redaktion publizieren.
Testphase abgeschlossen
Die über 20 Garagisten, welche Teil des «Friends & Family»-Testbetriebs waren, haben die Testphase beendet, die Resultate liegen vor. Nebst dem grossen Interesse am Konzept – über unsere Garagisten-App näher beim Kunden zu sein – gab es auch berechtigte Einwände. Die Testumgebung war noch zu wenig in den Autohandel eingebunden, weshalb keine integrierten Prozesse getestet werden konnten. Und: Auf der Seite der Apps waren noch zu wenig Funktionen vorhanden, die die App für die Kunden des Garagisten zum täglichen Begleiter gemacht hätten. Fazit: Die Idee ist gut und das Bedürfnis vorhanden – aber wir müssen noch nachschärfen. Zuerst bauen wir den Autohandel Teil mit dem CRM 2.0 aus und ergänzen die App anschliessend mit den gewünschten Funktionen. Wir bleiben dran – und Sie hoffentlich auch!
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