Auto Occasion

«Jetzt Rabatte zu gewähren ergibt keinen Sinn»

Während der Neuwagenmarkt nur schleppend wieder in die Gänge kommt, zeichnet sich bei den Occasionen immer akzentuierter jene Entwicklung ab, auf die auto-i-dat bereits seit einiger Zeit hingewiesen hat: Es droht eine Verknappung von guten Occasionen.

 

 

Im Neuwagenmarkt schlägt aktuell das Gesetz der Verfügbarkeit gnadenlos zu. Wollen Herr und Frau Schweizer ein neues Auto kaufen, soll es exakt so sein, wie man es sich wünscht. Das heisst dann aber auch: bestellen und warten.

Deshalb sind die Käufer zunehmend bereit, Kompromisse zu machen. Kompensiert wird das in vielen Fällen dann jedoch mit einer Bereitschaft, mehr auszugeben als ursprünglich geplant – gut ausgestattete Occasionen laufen sehr gut, das zeigen aktuell erhobene Marktzahlen von auto-i-dat ag.

Was für eine Dynamik im Occasionshandel derzeit steckt, lässt sich nicht nur auf Basis von Rückmeldungen der Händler belegen, sondern auch ganz konkret anhand der von unseren Datenspezialisten erhobenen Zahlen: Der Handel mit Occasionen war im Mai 2017, 2018 und 2019 leicht besser als im laufenden Jahr. Aber: Trotz der Corona-Krise war Mai 2020 mit 65’390 gehandelten Occasionen nur unwesentlich schlechter als Mai 2019 mit 70'062 gehandelten Occasionen. Noch deutlicher wird das Bild, wenn man die Zahl an gehandelten Occasionen in Relation zu den in Verkehr gesetzten Neuwagen setzt: Im Mai kamen auf 13'890 Neuwagen 65'390 Occasionen. Das entspricht einem Verhältnis von 1:4,7. Im April 2020 lag das Verhältnis bei 1:4,49, so hoch wie nie zuvor.

«Ich bleibe bei meiner Aussage, dass die Occasionen knapp werden», bekräftigt René Mitteregger, Datenspezialist bei auto-i-dat ag und rät den Händlern: «Rabatte auf Occasionen machen zum aktuellen Zeitpunkt schlicht keinen Sinn.»

 

René Mitteregger: Die Zahlen zeigen, dass während des Lockdowns Occasionen gefragter waren als Neuwagen. Wie kommt es dazu und wird sich der Trend auch in den kommenden Monaten fortsetzen?
Dass im Verhältnis mehr Occasionen als Neuwagen gehandelt wurden, dürfte daran liegen, dass diese in den meisten Fällen keine Lieferfristen haben, dass sie also unmittelbar verfügbar sind. Es wird sich zeigen, wie schnell die Hersteller ihre Produktion hochfahren können. Zurzeit wartet man auf ein neues Fahrzeug erheblich länger als vor Corona. Wenn die Lieferschwierigkeiten anhalten, wird sich die bereits angespannte Situation bei den Occasionen noch verschärfen.

Stellen Sie eine Veränderung in Bezug auf die Standzeiten und die Preise fest? Wenn ja, wie äussert sich das?
Um Veränderungen auf die Standzeiten und Preise jetzt schon festzustellen, ist die Zeitspanne zu kurz. Längerfristig könnten gute Occasionen in ihrem Wert jedoch noch steigen.

Welche Art von Occasionen waren während des Lockdowns besonders gefragt? Hält die Nachfrage nach alternativen Antrieben an?
Der Antrieb scheint in diesen Zeiten zur Nebensache zu werden. Gefragt sind gut ausgestattete Fahrzeuge in gutem Zustand.

Inwiefern wirkt sich die hohe Nachfrage nach Occasionen auf den Automarkt aus?
Das Angebot im Occasionsmarkt dürfte, wenn keine neuen Occasionen in den Markt kommen, in den nächsten Monaten weiter schrumpfen.


Was raten Sie Garagenbetriebe, die mit Occasionen handeln?
Keine unnötigen Rabatte gewähren. Gute Occasionen sind nicht nur jetzt, sondern auch in den nächsten Monaten gefragt – mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar noch mehr.